An der Stelle der ehemaligen Synagoge in der Orchheimer Straße erinnerte Bürgermeister Sebastian Glatzel gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Münstereifeler Schulen an die Ereignisse des 10. November 1938. An diesem Tag erreichten die Pogrome, die im gesamten Deutschen Reich begonnen hatten, auch Münstereifel.
Während andernorts Synagogen brannten, blieb die Münstereifeler Synagoge aus Angst vor einem Übergreifen der Flammen zwar verschont – geschändet wurde sie dennoch. Die Gewalt richtete sich „in den Straßen, in den Häusern, mitten unter den Nachbarn“ gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger.
Am Nachmittag des 10. November drangen SA-Männer, unterstützt von Zivilisten, in die Kaufhäuser Nathan und Wolff in der Orchheimer Straße ein, zertrümmerten Schaufenster und warfen Waren auf die Straße. Am Abend setzten sich die Übergriffe in Kirspenich und Münstereifel fort. Besonders erschütternd war das Schicksal der Familie Isay, die erst kurz zuvor zugezogen war und brutal aus ihrem Haus vertrieben wurde.
Glatzel erinnerte auch an Daniel Moses Wolff und seine Frau Sibilla Wolff, die 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet wurden. Daniel Wolff war Mitbegründer des Männergesangvereins „Liedertafel von 1881“, Mitinitiator der Freiwilligen Feuerwehr und zeitweise Vorsteher der jüdischen Gemeinde – engagierte Bürger, die Opfer des Hasses wurden.
Heute halten die Stolpersteine in der Stadt die Erinnerung an sie wach. Schülerinnen und Schüler der Realschule, des St.-Michael-Gymnasiums und der Grundschule Arloff haben sie zum Gedenktag gereinigt – ein Zeichen des Respekts und bewusster Erinnerung.
Ebenfalls in der Heisterbacher Straße wohnte die Familie von Michael Meyer, dessen Urgroßvater Theodor Jülich deportiert und ermordet wurde. Meyer setzt sich bis heute für das Gedenken ein und schilderte eindringlich, wie seine Mutter als Kind die Gewalt des 10. November miterlebte.
„Der Holocaust begann nicht in den Vernichtungslagern, sondern mit Ausgrenzung, mit Hass – und mit dem Schweigen, wo Widerspruch nötig gewesen wäre“, sagte Glatzel. „Erinnerung heißt Verantwortung übernehmen – damit Hass und Gewalt nie wieder unser Handeln bestimmen.“











